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Erstellt am 08. September 2022
Von Anna Müller

Zählerschrank: Wie muss er für eine Photovoltaikanlage aufgebaut sein?

Damit Sie das Beste aus Ihrer PV-Anlage herausholen und gleichzeitig die Sicherheitsvorschriften einhalten können, muss der Zählerschrank bestimmte Anforderungen erfüllen. In diesem Blogbeitrag erläutern wir im Detail, wie ein Zählerschrank für eine PV-Anlage aufgebaut sein sollte und welche Normen und Vorschriften hierbei zu beachten sind.

Ein Zählerschrank spielt eine zentrale Rolle in der sicheren und effizienten Nutzung einer Photovoltaikanlage. Er schützt die geeichten Strommessgeräte vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Verschmutzung oder Erschütterungen. Weiterhin ermöglicht er eine genaue Abrechnung des eingespeisten und verbrauchten Stroms. 

Struktur und Aufbau eines Zählerschranks

Ein Zählerschrank setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, die jeweils spezifische Funktionen erfüllen und bestimmten Normen entsprechen müssen:

Zählerfeld (ZF) - 01

Das Zählerfeld bietet Platz für die Messeinrichtung (elektronischer Haushaltszähler, eHz) und muss eine Höhe von 450 mm haben. Für PV-Anlagen mit einer Leistung von 25 kWp oder mehr muss ein zusätzlicher Zählerplatz für einen Funkrundsteuerempfänger (FRE) eingeplant werden.

Raum für Zusatzanwendungen (RfZ) -02

Der RfZ-Raum, mit einer Höhe von 150 mm, ermöglicht die Montage von Betriebsmitteln des Netzbetreibers wie Smart Metern oder I/O Boxen. Dieser Raum darf nicht für kundeneigene Schaltgeräte genutzt werden. In älteren Zählerschränken ist dieser Raum häufig nicht vorhanden; in solchen Fällen können die Betriebsmittel des Netzbetreibers im Verteilerfeld untergebracht werden.

Anlagenseitiger bzw. oberer Anschlussraum (AAR oder OAR) - 03

Der AAR/OAR mit einer Höhe von 300 mm bietet Platz für Hauptleitungsabzweigklemmen (HLAK) oder Hauptschalter, Freigaberelais, HAN-Schnittstellen, FI-Schutzeinrichtungen, selektive Leitungsschutz- und Lasttrennschalter sowie den Überspannungsschutz (SPD).

Netzseitiger bzw. unterer Anschlussraum (NAR oder UAR) - 04

Der NAR/UAR sollte ein 5-poliges Sammelschienensystem und eine Gesamthöhe von 300 mm haben. Als Trennvorrichtung für die Kundenanlage ist ein selektiver Leitungsschutzschalter (SLSSchalter) einzusetzen. Falls NH-Sicherungen vorhanden sind oder der UAR keine 300 mm Höhe aufweist, besteht Handlungsbedarf und möglicherweise ist ein neuer Zählerschrank erforderlich.

Abschlusspunkt Zählerplatz (APZ) - 05

Der APZ, mit einer Mindesthöhe von 300 mm, dient als Schnittstelle zwischen Hausübergabepunkt (HÜP) und Zählerplatz und wird für den flächendeckenden Rollout von Smart-Meter-Gateways installiert. Die Spannungsversorgung muss aus dem NAR in den APZ gelegt werden.

Verteilerfeld - 06

Das Verteilerfeld sollte aus mindestens drei Reihen mit je zwölf Teilungseinheiten bestehen und ermöglicht die Aufnahme von Installationseinbaugeräten. Bei Innenanlagen sind Verteilerfelder immer seitlich von Zählerfeldern anzuordnen. Wenn kein Verteilerfeld vorhanden ist, wird eine Unterverteilung benötigt.

Zaehlerschrank Grafik neu

Grundlagen und Anforderungen an den Zählerschrank

Der Zählerschrank sollte auf einer Mindesthöhe von 1,10 m und einer maximalen Höhe von 1,80 m montiert werden. Dies gewährleistet eine bequeme Bedienung und Wartung des Schrankes. Der Abstand vom Fußboden zum Ablesefenster (falls vorhanden) sollte zwischen 0,80 m und 1,80 m liegen. Vor dem Zählerschrank muss eine Freifläche zur Bedienung und Installation mit einer Tiefe von mindestens 1,20 m und einer durchgängigen Höhe von mindestens 1,80 m vorhanden sein. Ganz wichtig: Der Zählerschrank darf nicht unter Gas- oder Wasserleitungen oder anderen stromführenden Bauteilen installiert werden, um potenzielle Gefahren zu vermeiden.

 

Ein Zählerschrank, der den aktuellen Normen nicht entspricht, ist kein Ausschlusskriterium für die Anschaffung und Installation einer PV-Anlage. Ältere Zählerschränke mit analogen Zählern lassen sich je nach Zustand für Photovoltaik umbauen. Falls der bisherige Zählerschrank die Voraussetzungen nicht erfüllt, zu klein ist oder sich nicht modernisieren lässt, muss ein für PV-Anlagen geeigneter Zählerschrank installiert werden. Die Dimensionen des neuen Zählerschrankes hängen sowohl von der Größe der Photovoltaikanlage als auch von der Menge des eingespeisten Stroms ab und sollten mit Ihrem PV-Installateur abgeklärt werden.

Einhaltung der Normen und Vorschriften

Die Einhaltung der geltenden Normen und Vorschriften, wie der DIN VDE 0100-712 und DIN 18015-1, ist von entscheidender Bedeutung, um die Sicherheit der Photovoltaikanlage zu gewährleisten. Unter anderem besagt die DIN VDE 0100-712, dass Hinweisschilder für die PV-Anlage am Zählerschrank angebracht werden müssen. Zusätzlich stellen die örtlichen Netzbetreiber häufig spezifische Anforderungen an den Zählerschrank, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen. Bitte informieren Sie sich hier, bevor Sie einen Umbau Ihres Zählerschrankes vornehmen lassen.

 

Ein gut aufgebauter Zählerschrank sollte zudem plombiert werden, um Manipulationen zu verhindern und die Sicherheit zu gewährleisten. Dies gilt sowohl für die elektrischen Komponenten im Zählerschrank als auch für die Verbindungspunkte wie den APZ.

Zaehlerschrank

Tipps zur Überprüfung und Modernisierung des Zählerschranks

Bevor Sie eine größere PV-Anlage auf Ihrem Dach installieren, ist eine gründliche Überprüfung Ihrer Hauselektronik sinnvoll. Dazu gehört auch die Begutachtung des Zählerschranks. Die meisten modernen Geräte sind im Normalfall bereits für die Nutzung von PV-Anlagen ausgelegt. Ältere Zähler lassen sich häufig ohne allzu großen Aufwand modifizieren. Dennoch gibt es immer wieder Angebote von PV-Unternehmen, die den Zählerschrank unnötig austauschen wollen.

 

Es ist ratsam, sich vorab professionell beraten zu lassen und bei der Planung, Montage und Inbetriebnahme der PV-Anlage die Begleitung und Ausführung durch einen professionellen Elektrofachbetrieb sicherzustellen. Dies gewährleistet, dass der Zählerschrank allen relevanten Vorschriften entspricht und Ihre Solaranlage optimal betrieben werden kann.

 

Ein Zählerschrank, der den Normen für eine Solaranlage nicht entspricht, ist kein K.-O.-Kriterium für ein Angebot bei Solaranlagenanbietern. Viele Solarfirmen berücksichtigen die Kosten für einen neuen Zählerschrank direkt in ihren Angeboten. Es gibt jedoch einige Anbieter, die spezifische Voraussetzungen an den Zählerschrank stellen, damit ein Angebot erstellt werden kann. So kann ein in die Wand verbauter Zählerschrank ein Hindernis darstellen.

 

Sollte der vorhandene Zählerschrank nicht für eine Modernisierung geeignet oder zu klein sein, muss ein neuer Zählerkasten installiert werden. Die Dimensionen dieses neuen Zählerkastens hängen sowohl von der Größe der Photovoltaikanlage als auch von der Menge des eingespeisten Stroms ab. Generell ist ein analoger Zählerschrank also kein Ausschlusskriterium für eine PV-Anlage. Informieren Sie sich am besten bei einer Elektrofachkraft vor Ort, bevor Sie sich für ein PV-Angebot entscheiden.

Wichtige Aspekte beim Betrieb einer PV-Anlage

Neben der korrekten Installation und dem Aufbau des Zählerschranks gibt es weitere Aspekte, die beim Betrieb einer PV-Anlage von Bedeutung sind. Dazu gehört beispielsweise die Wahl des richtigen Einspeisezählers. Für eine genaue Abrechnung der Einspeisevergütung benötigen Sie sowohl einen Einspeisezähler als auch einen Verbrauchszähler. Der Einspeisezähler sollte zudem über ein separates Zählerfeld und eine eigene Anzeige verfügen. Eine Rücklaufsperre ist erforderlich, um die korrekte Abrechnung des eingespeisten und bezogenen Stroms zu gewährleisten.

 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist der PV-Überspannungsschutz. Dieser schützt Ihre Anlage vor Schäden durch Überspannungen, die beispielsweise durch Blitzeinschläge verursacht werden können. Ein gut geplanter und installierter PV-Überspannungsschutz ist unerlässlich für die Langlebigkeit und Sicherheit Ihrer Photovoltaikanlage.

Optimale Nutzung Ihrer Photovoltaikanlage

Um die optimale Nutzung Ihrer Photovoltaikanlage sicherzustellen, können Sie eine Kaskadenschaltung in Betracht ziehen. Eine Kaskadenschaltung ermöglicht es, Ihre PV-Anlage mit einer Wärmepumpe oder einer Wallbox zum Laden Ihres Elektroautos sinnvoll zu kombinieren. Durch die Anordnung mehrerer Stromzähler in Serie können Sie sowohl den eigenen PV-Strom als auch, falls Ihr Energieversorger ihn anbietet, den günstigen Wärmepumpen- oder Wallboxtarif nutzen und die verbrauchten sowie eingespeisten Strommengen genau messen. Allerdings ist die Installation einer Kaskadenschaltung im Zählerschrank aufwendig und mit Kosten verbunden, die jedoch durch die möglichen Einsparungen bei den Heiz- und Ladekosten gerechtfertigt sein können.

Fazit

Ein gut aufgebauter Zählerschrank ist essenziell für eine sichere und effiziente Nutzung Ihrer Photovoltaikanlage. Indem Sie die Montagehöhe, den Platzbedarf und die strukturellen Anforderungen gemäß den genannten Vorgaben beachten und die geltenden Vorschriften einhalten, stellen Sie sicher, dass Ihre Photovoltaikanlage reibungslos funktioniert und Sie Ihren eigenen Solarstrom optimal nutzen können. Ziehen Sie bei der Planung und Installation unbedingt Fachexperten und -expertinnen hinzu, um sicherzustellen, dass Ihr Zählerschrank allen relevanten Vorschriften entspricht und Ihre PV-Anlage optimal betrieben werden kann.

 

Die sorgfältige Planung und Einrichtung des Zählerschranks tragen wesentlich dazu bei, dass Ihre Photovoltaikanlage effizient arbeitet und Sie von den Vorteilen erneuerbarer Energien profitieren können. Durch die Einhaltung der Normen und eine professionelle Installation vermeiden Sie mögliche Probleme und gewährleisten die Sicherheit Ihrer gesamten Elektroinstallation.

 

Falls Sie unsicher sind, ob Ihr aktueller Zählerschrank den Anforderungen entspricht, zögern Sie nicht, Hilfe zu suchen. Eine professionelle Beratung und die richtige Wahl der Komponenten sorgen dafür, dass Ihre Photovoltaikanlage langfristig effizient und sicher betrieben werden kann. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen moderne Technologie bietet, um Ihre Energiekosten zu senken und einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung zu leisten.